Aktualisiert: 1. März 2022
Ein entscheidender und häufig übersehener Faktor bei Menschen mit Demenz ist die richtige Beleuchtung. Sie kann sehr entscheidend sein für das Verhalten, die Gesundheit und die Lebensqualität.
Inhaltsverzeichnis
Unzureichendes Licht führt zu Stürzen – nicht nur bei dementen Menschen
Lichttherapie – Forschungsprojekt zu Effekten einer Lichttherapie bei dementen Menschen
Randbedingungen schaffen, wenn sie demente Angehörige zu sich nehmen
Licht und Raumgestaltung – wesentliche Elemente für demente Menschen
Unzureichendes Licht führt zu Stürzen – nicht nur bei dementen Menschen
Es besteht eine Korrelation zwischen schlechtem Sehen und Unfall- bzw. Sturzgefahr. Ältere Menschen stürzen häufiger, sicher liegt es daran, dass sie nicht mehr so wendig sind und der Gang unsicher ist, ein wesentlicher Punkt ist das schlechtere Sehen. Wer nicht so gut sehen kann, droht schneller zu stürzen. Probieren sie es aus, laufen sie mit einer Sonnenbrille nachts durch ihr Haus – das dürfte dem Sehen eines alten Menschen entsprechen. Dass eine gute Beleuchtung dies verbessert, liegt auf der Hand.
Die Wohnung mit Licht optimieren – was bringt das?

Demenzkranke sind oft verstört, der Prozess des Vergessens macht Angst. Schlechte Beleuchtung führt zusätzlich zu Unruhe. Und Unruhe ist mit Stress gleichzusetzen. Die eigene Wohnung ist lange der einzig sichere Ort, denn sie ist im Langzeitgedächtnis gespeichert. In der gewohnten Umgebung finden sich Betroffene noch recht lange zurecht. Die Wohnung gibt Sicherheit in der inzwischen unbekannten Welt. Was wir gemütlich und stimmungsvoll finden, ist nicht geeignet für demente Menschen.
Trotzdem kann es zu Irritationen kommen, wenn Schatten ängstigen, Lichtreflexe nicht zugeordnet werden können. Wenn wir bedenken, dass das Auge des älteren Menschen, Licht nicht mehr so gut wahrnimmt, die Welt wie durch eine getönte Brille erscheint, können wir uns das schon besser vorstellen. Der vertraute Flur kann in der Nacht Angst auslösen. Demente unterliegen häufig Sinnestäuschungen, so wird ein Schatten auch mal als Einbrecher fehlinterpretiert. Spiegelungen erschrecken, denn die Blendempfindlichkeit nimmt im Alter zu. Bewegungsmelder, die den Raum in schattenfreies Licht tauchen, sind eine große Hilfe. Um die eigene Wohnung möglichst lang als sicheren Ort zu bewahren, lohnt es sich, dem Thema Licht zu widmen.
So hilft eine schattenfreie Beleuchtung im Alltag

Schatten werden oft als unheimlich empfunden, nicht einordenbar. Mit einer schattenfreien Ausleuchtung fühlen sich demente Menschen sicherer. Lichtlösungen für diese Menschen benötigen keinen geplanten Schatten. Außerdem bewährt es sich auf Spiegel möglichst zu verzichten. Sie können beunruhigende Lichtreflexe verursachen: Alles erschreckende Situationen für Demente. Die Beleuchtung sollte eine Kombination aus direktem und indirektem Licht sein. In Kombination mit freundlich-pastellfarbenen Wänden und Möbeln wirken Räume heller und beruhigen.
Wirkungsweise von Cortisol – dem Lichthormon

Grundsätzlich sind ältere Menschen in den allermeisten Fällen zu wenig in der Sonne oder hellem Licht ausgesetzt. Aber ohne Licht funktioniert die innere Uhr nicht. Einwohner von Pflegeheimen gehören der Personengruppe an, die am meisten unter Lichtmangel leiden (Noell Waggoner 2002). Das hat leider Konsequenzen für den Schlaf-Wach-Rhythmus.
Um einen guten Schlaf-Wach-Rhythmus zu ermöglichen, ist ein der Tageszeit angepasstes Licht sehr wichtig. Circadianes Licht verbessert die Leistungsfähigkeit und steuert so den Hormonhaushalt. Licht mit hohem Blauanteil ist ein Wachmacher und mit hohem Gelb/Rotanteil hilft es zu schlafen. Das Schlafhormon Melatonin wird bei hellem blauen Licht nicht produziert. Ein Zeichen für einen unzureichenden Melatonin-Spiegel: Probleme beim Einschlafen, wir wachen nachts auf und schlafen unruhig. Hinzu kommt, wir sind tagsüber reizbar. Wer also bis spät abends zu blauem Licht ausgesetzt ist, tut sich schwer zu schlafen. Hier beißt sich die Katze in den Schwanz. Ältere Menschen produzieren zu wenig Cortisol und das kann stressanfälliger machen. Durch die Demenz sind Menschen leichter irritiert, sie geraten sowieso häufiger in Stress. In Stresssituationen benötigt der Körper viel Cortisol, um mit anfallendem Stress fertig zu werden. Hält der Stress weiter an, kann der chronische Stress dazu führen, dass sich die Nebennieren erschöpfen und immer weniger in der Lage sind, genügend Cortisol zu produzieren. Der Effekt, wenn nicht mehr genügend Cortisol produziert wird: Die Menschen sind häufig müde, sehr erschöpft, haben Schwierigkeiten, in der Früh „in die Gänge“ zu kommen und schlafen trotzdem schlecht.

Tagsüber schläfrig – was lässt sich tun

Demente sind tagsüber oft schläfrig. Mit angepasstem Licht können sie dem entgegenwirken. Dann ist die Nacht ruhiger. Es lohnt, das natürliche Licht zu imitieren. Das heißt bläuliches Licht am Morgen, warmweißes mittags und abends sollte der Rotanteil höher werden. Das belebt, verhilft zu einem guten Tag-Nacht-Rhythmus und minimiert Winterdepressionen. Es steiget tagsüber die Aufmerksamkeit und sorgt für erholsamen Schlaf. Die Zirbeldrüse produziert Melatonin, wenn die Beleuchtung stimmt.
Die Schläfrigkeit nach Tisch kommt nicht nur durch das Völlegefühl und dadurch, dass der Körper mit Verdauen beschäftigt ist, sie resultiert auch aus zu schwacher Beleuchtung. Es fehlt Cortisol. Dummerweise ist der Cortisol- Spiegel im höheren Alter sowieso schon niedriger. Immunzellen stellen zwar selbst aktives Cortisol aus inaktivem Cortison her, diese Fähigkeit nimmt mit dem Alter allerdings ab. Leider sorgt ein niedriger Cortisol-Spiegel dafür, dass wir mit Stress nicht gut umgehen können. Mit niedrigem Cortisol-Spiegel fühlen wir uns ausgebrannt und erschöpft. Dummerweise erholen sich ältere Menschen langsamer von Stress. Nun ist der Demente ja nun schon gestresst, er oder sie erkennt die Umgebung nur noch schlecht, es fehlen Wörter beim Sprechen, das heißt, er ist im Dauerstress. Angst ist ein großes Thema. Ausreichend Schlaf würde helfen, stimmt das Licht über Tag nicht, funktioniert das nicht.
Nachts Sicherheit schaffen – der sichere Gang zur Toilette
